Gesangbuch-Schätze in der Bibelgalerie

Gesangbuch von 1760Ausstellung „Mit Psalter und Harfe …“ ab 24. März

Die Bibelgalerie Meersburg zeigt vom 24. März bis 20. Mai und 14. August bis 4. November Schätze aus einer der größten deut­schen Gesangbuchsammlungen. In der Sonderausstellung „Mit Psalter und Harfe …“ sind Exponate vom mittelalterlichen Antiphonar bis zum digitalen Gesangbuch zu sehen.

Die Sonderausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Landeskirch­lichen Bibliothek Karlsruhe erstellt und ist ein Beitrag zum Kirchenmusik­jahr 2012 in der Reformationsdekade. Bibliotheksleiter Dr. Udo Wenne­muth hält am Samstag, 24. März, um 16 Uhr im Klosterkeller des ehema­ligen Dominikanerinnenklosters in Meersburg den Eröffnungsvortrag.

„Das Gesangbuch hat die frohe Botschaft in der Sprache des Volkes ver­mittelt und half, sie durch Gesang zu verinnerlichen“, sagt Thea Groß, Geschäftsführerin der Bibelgalerie Meersburg. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist die Geschichte des Gesangbuches im schwäbisch-aleman­nischen Raum. Zu sehen sind Ausgaben vom markgräflich baden-durla­chischen und dem letzten großherzoglich badischen Gesangbuch bis zur Gegenwart. Aber auch Bücher aus der Schweiz, dem Elsass und anderen Regionen werden gezeigt.

Am Anfang der Gesangbuchgeschichte am Oberrhein steht das Straß­burger Gesangbuch von 1541, das von Experten als „größtes Prachtwerk des Straßburger Buchdrucks“ gerühmt wurde. An der Entstehung war auch der Reformator Martin Bucer beteiligt. Das Straßburger Gesang­buch strahlte auch in den französischen und deutschen Kulturraum aus.

Zu den frühen Gesangbüchern der Ausstellung gehören ebenso das Bapstsche Gesangbuch 1546 mit sämtlichen Lutherliedern und die Pfalz-Neuburgische Kirchenordnung des Pfalzgrafen Ottheinrich von 1543 mit eingefügten Liedteilen. Als besonders kostbares Stück der Karlsruher Sammlung ist die 1760 datierte Handschrift eines lutherischen Heidel­berger Bürgers zu sehen. Damals gab es noch kein lutherisches Gesang­buch in der Kurpfalz und so stellte er sich sein eigenes repräsentatives Gesangbuch zusammen.

Ältestes Exponat ist ein Antiphonar, das um das Jahr 1300 entstanden sein dürfte. Der Begriff Antiphonar leitet sich aus dem Lateinischen ab und bezeichnet auch heute noch Gesangbücher für die Stundengebete in Klöstern. Die prachtvolle Pergamenthandschrift ist vollständig erhalten und könnte einer großen Kirche in Norditalien gehört haben. Das Anti­phonar ist eine Leihgabe der Katholischen Pfarrgemeinde Meersburg.

„Mit einer gewissen Großzügigkeit mag man die Anfänge der Gesang­buchsammlung mit keinem Geringeren als Johann Peter Hebel in Be­ziehung setzen“, sagt Dr. Udo Wennemuth, Leiter der Landeskirchlichen Bibliothek Karlsruhe. Hebel bekam 1821 den Auftrag, ein Gutachten für das Unionsgesangbuch der neu formierten Landeskirche zu verfassen. Dazu ließ er sich mehrere der Gesangbücher seiner Zeit zusenden. Fast alle der bei Hebel aufgeführten Gesangbücher sind im Bestand der aktuellen Sammlung mit mehr als 4000 Büchern enthalten.

Weitere Informationen zur Sonderausstellung und zur Dauerausstellung und gibt es unter www.bibelgalerie.de.

RTM