Mit der Bibel im Gepäck nach Deutschland

Amharisches GebetbuchAusstellung „fremde.heimat.bibel.“ vom 21. Juni bis 30. Dezember im Bibelhaus

Die Frankfurter Bibelgesellschaft (FBG) präsentiert zu ihrem 200. Jubiläum vom 21. Juni bis 30. Dezember im Bibelhaus Erlebnis Museum die Sonderausstellung „fremde.heimat.bibel.“. Die Ausstellung zeigt in sechs Video-Interviews beispielhaft die Geschichten von Christinnen und Christen, die aus Äthiopien, Indonesien, Kenia, dem Kongo, Südkorea und Nigeria nach Frankfurt gekommen sind – mit der Bibel in ihrer Muttersprache im Gepäck. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, Lesungen und Stadtspaziergängen.

„Menschen aus allen Ländern lesen die Bibel in ihrer Muttersprache“, sagt der Direktor des Bibelhauses, Dr. h.c. Jürgen Schefzyk. Die Ausstellung zeigt die Verbindung zu Martin Luther und der Reformation, die Ausgangspunkt der Bibelübersetzung in die Volkssprachen war: „Ich möchte die Bibel in meiner Sprache lesen können, nicht nur in Latein, sondern in den Worten, die ich verstehe“, beschreibt der Theologe Schefzyk den Impuls aus der Reformationszeit. Im 19. Jahrhundert griffen Bibelgesellschaften dies dann auf und übersetzten und verbreiteten die Bibel auf allen Kontinenten.

In „fremde.heimat.bibel.“ illustrieren wertvolle Bibelausgaben und Jubiläumsmedaillen aus 400 Jahren Reformations-Feierlichkeiten die Bedeutung der Bibel als Leitmedium der Buchgeschichte. Darüber hinaus wird auch die Geschichte der 1554 gegründeten französisch-reformierten Gemeinde Frankfurts erzählt. Sie gab 1916 Französisch als Gottesdienstsprache auf, pflegt heute aber wieder eine lebendige frankophone Gemeindearbeit.

„Die Bibel ist Teil der vielsprachigen Frankfurter Gesellschaft“, erklärt Veit Dinkelaker, Theologischer Referent für Religionspädagogik im Bibelhaus und Kurator der Sonderausstellung. Als lebendiges Element in der Stadtkultur diene sie der Verständigung von Menschen verschiedener Herkunft. Die Bibel sei Identitätsmerkmal und Anker in der neuen Heimat, besonders in den mehr als 80 muttersprachlichen christlichen Gemeinden in der Mainstadt.

Zu den Frankfurtern, die ihre persönliche Geschichte mit der Bibel erzählen, gehört zum Beispiel Prinz Asfa-Wossen Asserate, ein Mitglied der ehemaligen Herrscher-Familie von Äthiopien. Er studierte 1974 in Frankfurt, als in Äthiopien eine Revolution den letzten Kaiser vom Thron stürzte. In „fremde.heimat.bibel.“ ist sein persönliches Exemplar eines äthiopischen Gebetsbuches zu sehen. Die kaligrafische Kunst der Herstellung von Heiligen Schriften ist in der äthiopischen Kultur uralt.

Eine weitere Interviewpartnerin ist Tinur Siahaan, die 1972 als angeworbene Krankenschwester mit vielen anderen Frauen aus Indonesien nach Deutschland kam. Sie stammt aus dem Volk der Batak. Der deutsche Missionar Ludwig Ingwer Nommensen übersetzte im 19. Jahrhundert die Bibel und das Gesangbuch in die Batak-Sprache. Heute ist die Batak-Kirche mit mehr als 4 Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche in Ostasien und eine der größten lutherischen Kirchen weltweit. Präsentiert werden die Interviews in interaktiven Video-Installationen. Die Gespräche führten Jugendliche aus unterschiedlichen Herkunftsländern.

Zum Begleitprogramm zählen unter anderem Stadtspaziergänge durch Frankfurts Altstadt und Lesungen mit Prinz Asfa-Wossen Asserate und Beatrice Onyele, die von Nigeria nach Deutschland kam und ihre Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat. Es gibt einen Audio­guide auf Deutsch und Englisch und eine App für Smartphones und Tablets.

Mehr Informationen gibt es auf www.bibelhaus-frankfurt.de.

Die Frankfurter Bibelgesellschaft wurde 1816 im Römer als erster kirchlicher Verein der Mainstadt gegründet. Damit begann dort die systematische Verbreitung der Heiligen Schrift. Die FBG entstand wie andere Gesellschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Initiative der „Britischen und ausländischen Bibelgesellschaft“. In Frankfurt folgten renommierte Bürger dem Gründungsaufruf. Von Anfang an war die Bibelgesellschaft dabei ökumenisch ausgerichtet. Katholiken, Lutheraner und Reformierte setzten sich gemeinsam dafür ein, „die heiligen Schriften zu einem niedrigen Preis oder nach dem Verhältnis der Empfänger umsonst zu verabreichen“.

Gründungspräsident war der Senator und Bibelübersetzer Johann Friedrich von Meyer. Zu den FBG-Vorsitzenden im vergangenen Jahrhundert zählten die Frankfurter Pröpste Karl Goebels (1931 bis 1973) und Dieter Trautwein (1973 bis 1996). Auf Trautwein folgte Pfarrer Jürgen Schwarz, in dessen Zeit 2003 das Bibelhaus an der Metzlerstraße entstand. Vorsitzender seit 2007 ist Dr. Thomas Kreuzer, Geschäftsführer der Fundraising Akademie in Frankfurt. In seine Zeit fällt die thematische und räumliche Erweiterung des Bibelhauses in der Metzlerstraße.

Bibelhaus Erlebnis Museum
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