„Luther und das Wort Gottes“

Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft in der Lutherstadt Wittenberg

Die 37. Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft tagt am Montag und Dienstag, 8. und 9. Mai, in der Lutherstadt Wittenberg. Das Thema der Tagung lautet „Luther und das Wort Gottes“. Auf der Tagesordnung steht neben Berichten und der Wahl des Aufsichtsrates ein Vortrag von Professor Dr. Thorsten Dietz (Marburg) unter dem Titel „Sola scriptura?! Martin Luther und die Autorität der Bibel für das christliche Handeln“. Die Canstein-Medaille wird in diesem Jahr an Professor Dr. Christoph Levin (München) vergeben.

Thorsten Dietz, Dozent für Dogmatik und Ethik an der Evangelischen Hochschule Tabor, betont, dass moderne Auseinandersetzungen um die prinzipielle Geltung der Schrift schnell den Blick dafür verstellen, wie der tatsächliche Umgang Luthers mit der Bibel in ethischen Fragen aussah. Luthers Schriftgebrauch könne in heutigen ethischen Debatten nicht einfach kopiert werden. Er sei aber weitaus anspruchsvoller und differenzierter, als in vielen heutigen Berufungen auf das reformatorische Schriftprinzip sichtbar werde.

Die Canstein-Medaille wird am Dienstagnachmittag (15.30 Uhr) in einer Andacht in der Stadtkirche Sankt Marien an Christoph Levin verliehen. Geehrt wird besonders das Engagement des Alttestamentlers bei der Revision der Lutherbibel 2017. Die Laudatio hält Professor Dr. Christoph Kähler, ehemaliger Landesbischof Thüringens und Vorsitzender der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierten Kommission zur Bearbeitung der Lutherbibel. Kähler hat die Canstein-Medaille 2015 bekommen. Im vorigen Jahr ging sie an das Ehrenamtlichen-Team der Bibelgalerie Meersburg am Bodensee. Die Medaille wird für besondere Verdienste bei der Übersetzung und Verbreitung der Bibel sowie andere bibelgesellschaftliche Arbeit verliehen. Namensgeber ist Freiherr Carl Hildebrandt von Canstein. Er gründete 1710 in Halle die erste Bibelgesellschaft der Welt, die von Cansteinsche Bibelanstalt.

Die Jahresberichte halten der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, Dr. Christoph Rösel, und der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Landesbischof i.R. Dr. Johannes Friedrich. Rösel und Dr. Christian Brenner, Leiter der Abteilung Bibel im Leben, sprechen über die BasisBibel als Bibel für das 21. Jahrhundert. Horst Scheurenbrand, Leiter der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft, berichtet über die internationalen Partnerschaften.

Zur Vollversammlung im Wittenberger Lutherhotel werden rund 60 Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Bibelgesellschaften sowie von evangelischen Freikirchen und christlichen Werken erwartet. Mit der Wahl des Aufsichtsrates wird auch ein neuer Vorsitzender bestimmt. Der bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrates Johannes Friedrich scheidet satzungsgemäß aus. Anlass für die Wahl des Tagungsortes ist das 500. Reformationsjubiläum, das in diesem Jahr gefeiert wird.