Relaunch für die Lutherbibel

Lutherbibel 2017So viel Druck braucht …die Bibel

Die Geschichte keines anderen Buches in Deutschland ist so sehr mit der Druckgeschichte verbunden wie die Bibel nach Martin Luther. Im Jahr 1522 erschien das sogenannte Septembertestament des Reformators und Bibelübersetzers, 1534 die erste komplette Bibel und 1545 die letzte von Luther persönlich bearbeitete Bibelausgabe. Erst Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern und seine Druckerpresse machten die massenhafte Verbreitung der Bibel auf Deutsch möglich.

Es gab Zeiten, in denen die Drucker eigenständig den Luthertext ihrem Sprachempfinden anpassten. Seit 1892 erscheinen kirchenamtlich bearbeitete Ausgaben. Heute erscheint die Lutherbibel im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim größten deutschen Bibelverlag, der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) in Stuttgart. Der 19. Oktober ist der Erstverkaufstag für die neue revidierte Lutherbibel 2017. Sie löst die Fassung von 1984 ab.

16.000 Verse geändert

Welches Maß an Veränderungen die neue Lutherbibel gegenüber der Fassung von 1984 aufweist, zeigt ein Blick in die Statistik: Von den rund 31 000 Versen der Lutherbibel haben fast 16 000 Verse Änderungen erfahren. Sie reichen von geringfügen Anpassungen in der Zeichensetzung über den Austausch einzelner Wörter bis hin zur vollständigen Neuübersetzung einzelner Verse.

Neu ist auch die Gestaltung. „Ein besonders leicht erkennbarer Buchtypus ist: »Bibel«“, betonen die Gestalter Friedrich Forssman und Cornelia Feyll. Diesen Buchtypus galt es anzunehmen und zugleich das „Satzbild heutiger“ wirken zu lassen. Dem dienen zum Beispiel eine neue Grundschrift und eine zweite Schrift für Hinzufügungen wie Zwischenüberschriften, Inhaltsübersichten, Verweisstellen, Parallelstellen, Kapitel- und Versziffern. Auch die Lutherrose als Wort-Bild-Marke ist neu gestaltet. Die neue Rose zeigt die Blätter und das Herz deutlicher als bei der Version von 1984. Die klareren Felder machen für die Druckausgaben farbige Fassungen leichter möglich und erlauben eine gute Integration in die Zeile.

260.000 Exemplare Startauflage

„Zur Frankfurter Buchmesse erscheinen 14 Startausgaben der neuen Lutherbibel“, berichtet Volker Mehnert, Leiter der Herstellung bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Dazu gehören Standard-, Schul- und Taschenausgaben, aber auch Altarbibeln und eine Prachtausgabe mit Bildern von Lukas Cranach. Die Startauflage der Lutherbibel 2017 beträgt 260.000 Exemplare. „Etwas Besonderes ist die Ausgabe zum 500. Reformationsjubiläum 2017 mit farbigen Sonderseiten“, so Mehnert.

Zehn Jahre dauerte die inhaltliche Bearbeitung von der ersten Anfrage der Bibelgesellschaft über die Arbeit der Kommission in der EKD bis zur Drucklegung. Die Druckproduktion wird seit zwei Jahren geplant. Jetzt wird bei der Druckerei C.H. Beck in Nördlingen gedruckt. „Das Unternehmen ist spezialisiert auf Dünndruck, und es gibt eine langlebige Zusammenarbeit“, erläutert der DBG-Herstellungsleiter. Beim Andruck am 16. Juni drückte der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm den Startknopf. Zu den weiterverarbeitenden Firmen gehört Fiebig & Schillings aus Marktheidenfeld in der Buchdeckenherstellung.

Klarer strukturiert

„In der alten Fassung haben wir rund 50 Ausgabenvarianten der Lutherbibel im Programm“, erklärt Volker Mehnert. In den nächsten fünf Jahren erfolge die komplette Umstellung. Dann sind auch die Großdruckausgaben, Sonderausgaben und die Stuttgarter Erklärungsbibel mit neuem Text im Handel. Insgesamt soll die Produktpalette künftig klarer strukturiert sein.

Damit die Lutherbibel 2017 in den Kirchengemeinden, im Buchhandel und in der weiteren Öffentlichkeit die nötige Aufmerksamkeit findet, werden eine Reihe von Werbemitteln und weiteren Printprodukten zum Einsatz kommen. Dazu gehören unter anderem Kataloge, die Zeitschrift „Bibelreport“, Schaufenster-Banner, Plakate und modulare Regale zur Präsentation. Eine Broschüre zum „Making of“ stellt die Prinzipien, die Arbeitsweise und die Ergebnisse der Revision, die Revisionsgeschichte der Lutherbibel und die Buchgestaltung dar. „Bei der Druckvergabe haben wir vor allem auf bewährte Zusammenarbeit mit Druckereien aus der Südwestregion gesetzt“, sagt Mehnert. Für die Pfarrerschaft gibt es ein Magazin mit Gottesdienstentwurf zur Einführung der neuen Bibel. Die größte Verbreitung erreicht mit einer geplanten Auflage von einer Million Exemplaren das zwölfseitige Magazin zur Lutherbibel für Endkunden.

Janosch, Klopp und Uschi Glas

Die Bibelgesellschaft hat außerdem mit der Agentur „Gute Botschafter“ ein Schuber-Konzept entwickelt, bei dem namhafte Persönlichkeiten wie zum Beispiel der Kinderbuch-Illustrator Janosch, Trainer Jürgen Klopp und Schauspielerin Uschi Glas individuell einen Schmuckschuber zur Bibel gestalten.

Das Druckprodukt wird durch diverse Veredelungstechniken so bearbeitet, dass die Schuber nicht nur schützen, sondern das Buch auch äußerlich aufwerten. Hier setzt die Beteiligung von „Creatura“ ein. „Wir waren spontan begeistert von dem Projekt und fühlen uns geehrt das Erbe Martin Luthers durch neue Ideen und Veredelungen in Ehre zu halten“, sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes Medienproduktioner und Mitinitiator der Creatura-Initiative, Rüdiger Maaß. Gesucht wurde ein Konzept der bestmöglichen Gestaltung – ohne Budgetgrenzen zu sprengen.

Die ersten Ideen unter anderem mit Elektrolumineszenz haben aber schnell die finanziellen Grenzen aufgezeigt. Das Creatura-Team hat jedoch einen Ansatz gefunden, sowohl budgetorientiert als auch außergewöhnlich zu veredeln. Durch eine intelligente Nutzenaufteilung auf drei Druckbogen und die Verteilung auf unterschiedliche Veredelungstechniken entsteht eine Veredelungskombination der zwölf Schuber, die industriell umsetzbar ist und am Ende einen hohen Aufmerksamkeitswert erzielt. In Summe wurden neben Kaltfolientransfer, Prägefoliendruck und Lackveredelungen auch Spezialeffekte in Kombination umgesetzt. Die Veredelungen wurden ausgeführt von den Partnern Gräfe Druck, Heidenreich Print und Vogt Foliendruck.

Oktober 2016 / Deutscher Drucker