Briefmarke und Gedenktafel zum 200. Gründungstag der Bibelanstalt
Die Bibelgesellschaft stehe in der Tradition Martin Luthers, betonte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Dr. Frank Otfried July, bei der Präsentation der Sonderbriefmarke „200 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft“ heute im Stuttgarter Rathaus. Wie der Reformator ermögliche auch die Bibelgesellschaft den Menschen, die Bibel zu hören und zu verstehen. Die 85-Cent-Marke mit Versen aus dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums erscheint in einer Auflage von 4 Millionen Exemplaren. Am 200. Gründungstag der Württembergischen Bibelanstalt wurde außerdem eine Gedenktafel am Ort der Gründung, am Marktplatz 5 in Stuttgart, enthüllt.
„Vielen ist die Bibel nicht mehr bekannt“, bedauerte der Landesbischof. Doch Oratorien, große Teile der Literatur und der Bildenden Kunst seien nur bei Kenntnis der Bibel zu verstehen. Er erinnerte angesichts der aktuellen Diskussionen an die Verse auf der Briefmarke aus der Geburtsgeschichte Jesu, in der von seiner Beschneidung berichtet wird. Auch das zeige, wie biblische Geschichten in das Leben hineinspielten, so July.
Ministerialdirektor Dr. Bruno Kahl überbrachte als Vertreter des Bundesfinanzministeriums die Grüße von Minister Dr. Wolfgang Schäuble. Er erinnerte an die Portofreiheit, die der württembergische König der Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt gewährt hatte. Mit Augenzwinkern fügte er hinzu: „Auch wenn ich es gern täte: die Freude, dieses Privileg wiederherzustellen, kann ich Ihnen heute nicht bereiten“. Die Bibel nannte er ein Buch, das „anders ist als alle anderen“. „Es leuchtet die Gründe und Abgründe unseres menschlichen Daseins aus“, so Kahl. Es spende Trost und Hoffnung.
Dass immer wieder neu Menschen durch die Arbeit der Bibelgesellschaft an das Wort Gottes herangeführt werden, das wünschte Prälat Dr. Bernhard Felmberg, Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin. Der Stuttgarter Bürgermeister Werner Wölfle betonte, auch wenn die Bibelgesellschaft betriebswirtschaftlich bestehen müsse, handele es sich um ein Unternehmen der besonderen Art. Bei der Bibel handele es sich um das Grundgesetz des religiösen Glaubens, die Verfassung des christlichen Glaubens und eine Fundamentalethik.
Am Marktplatz enthüllten Bischof July, Bürgermeister Wölfle und Christiane Haufler die Gedenktafel zur Gründung der Bibelanstalt. Im Haus des Kaufmanns Lotter gründeten Pfarrer, Kaufleute und Beamte am 11. September 1812 die Württembergische Bibelanstalt. Heute ist am Marktplatz 5 das Geschäft „Haufler am Markt“ ansässig.