Mit Leselernprojekten gegen häusliche Gewalt

Leselernprojekt in Bolivien (Foto: Weltbibelhilfe)Bibelgesellschaften zum Unesco-Welttag der Alphabetisierung

Programme zum Lesen lernen mit der Bibel helfen in Lateinamerika vor allem Frauen ihre gesellschaftliche Situation zu verbessern und stärken sie im Kampf gegen häusliche Gewalt. Darauf weist der Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies, UBS) aus Anlass des von der Unesco ausgerufenen Welttages der Alphabetisierung am 8. September hin.

Das Programm „Read to Live“ erreicht nach Angaben des Weltverbandes jährlich insgesamt 75.000 Männer und Frauen in Bolivien, Chile, Ecuador, Panama und Peru. Die Teilnehmenden werden dabei in den Kursen auch mit dem Thema häusliche Gewalt konfrontiert. Dabei zeigt sich nach den Erfahrungen der Bibelgesellschaften, dass besonders bei Frauen mit der Fähigkeit zu lesen und zu schreiben auch das Selbstwertgefühl steigt. Sie beginnen das Schweigen über Gewalt zu brechen und sich dagegen zu wehren.

Nach den Basiseinheiten mit einfachen Sätzen zum Lesen lernen, geht es in zehn Booklets um Bibelverse und Themen wie Gleichberechtigung, gegenseitigen Respekt, Kinderrechte, Kommunikation und Vergebung. Die Hefte liegen in Spanisch und in einigen einheimischen Sprachen wie Quechua und Chipaya vor.

„Das Wort Gottes sagt, dass jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, einen Wert und eine Würde besitzt“, betont der Programmdirektor der Peruanischen Bibelgesellschaft Pablo Gutierrez. Das Alphabetisierungsprojekt anhand biblischer Texte sei ein mächtiges Werkzeug für gesunde Werte in den Familien und eine Gesellschaft, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert. „Die Studienhefte für ,Read to Live‘ sind so konzipiert, dass sie zum Nachdenken über Verhaltensweisen anregen, die zu Gewalt führen können“, erläutert Gutierrez.

„Alphabetisierung und die Prävention häuslicher Gewalt zu kombinieren gehört zu den besten Dingen, die die Bibelgesellschaft tun kann“, sagt auch Bricelda Gonzalez vom Ministerium für Sozialentwicklung in Panama mit Blick auf ein Projekt in der Region Ngöbe-Buglé an der Atlantikküste ihres Landes. „Wir hoffen, dass das Projekt fortge­setzt und erweitert wird, so dass häusliche Gewalt ein Thema der Vergangenheit wird“, so Gonzalez.

Der Weltalphabetisierungstag, in Englisch „World Literacy Day“, wurde erstmals am 8. September 1966 begangen. Der Beschluss dazu fiel auf einer Konferenz der Organisa­tion der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Teheran. Nach Angaben der Unesco gab es 2012 weltweit etwa 775 Millionen Analphabeten, davon zwei Drittel Frauen.

Mehr Informationen zu Alphabetisierungsprojekten und der weiteren Arbeit des Weltverbandes der Bibelgesellschaften gibt es unter www.weltbibelhilfe.de.