Die Briefe des Apostels Paulus (Teil I)
Er war der erste große Theologe der Kirche, brachte die neue Botschaft zu den Völkern und seine Briefe bewegten die frühen christlichen Gemeinden. Der Völkerapostel Paulus war für die Mission der Urkirche die beherrschende Gestalt. Das zeigt sich auch im Neuen Testament, wo 13 von 27 Schriften mit seinem Namen verbunden sind und sieben unmittelbar von ihm geschrieben oder diktiert sein dürften.
Dabei war er zunächst ein Verfolger der neuen Religion. In seinen Briefen gibt er freimütig Auskunft. So schreibt er an die Philipper: „Ich wurde am achten Tag beschnitten, bin aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, lebte als Pharisäer nach dem Gesetz, verfolgte voll Eifer die Kirche und war untadelig in der Gerechtigkeit, wie das Gesetz sie vorschreibt“ (Phil 3,5.6). Erst die Offenbarung Christi vor Damaskus (Gal 1,15.16) machte ihn zum Missionar für die Völker. In drei Missionsreisen zwischen 46 und 57 nach Christus verbreitete er das Evangelium und gründete Gemeinden.
Kommunikation durch Briefe
Briefe waren zu jener Zeit ein modernes Kommunikationsmittel, mit dem ein Missionar Kontakt mit seinen Gemeinden halten konnte. Die Briefe des Paulus entstanden vermutlich zwischen 50 und 56 nach Christus. Sie sind Gelegenheitsbriefe, die Verkündigung, Auslegung, Gebet, Ermahnung, Dank und Ermunterung zusammenbringen.
Der älteste ist der erste Thessalonicherbrief, der jüngste dürfte der Römerbrief sein. Dazwischen liegen die Briefe an die Galater, die Philipper und Korinther sowie der Philemonbrief. Schon früh rühmten Gemeinden: „die Briefe sind wuchtig und voll Kraft“ (2Kor 10,10). Die anderen dem Apostel zugeordneten Briefe gelten aufgrund inhaltlicher und stilistischer Unterschiede inzwischen als Werke seiner Schüler.
Kaum Jesus-Worte in den Paulusbriefen
Paulus diktierte die Schreiben und setzte hin und wieder Zusätze von eigener Hand. Vertraute überbrachten sie dann. Den Gemeinden empfahl er mit Nachdruck sie öffentlich vorzulesen, denn viele Christen konnten weder lesen noch schreiben. Einige Briefe wurden aufbewahrt und nur so konnten sie ins Neue Testament aufgenommen werden. Doch nicht alle Briefe des Apostels sind überliefert.
Anders als in den Evangelien sind in den Paulusbriefen kaum Jesus-Worte wiedergegeben. Jesus Christus selbst, das Evangelium von ihm und über ihn, steht im Mittelpunkt. An die Korinther schreibt Paulus: „Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten“ (1Kor 2,2).
Das neue Leben der Christen ist durch den Glauben und den Geist bestimmt, nicht durch ein religiöses Gesetz. Diese Botschaft bringt Paulus häufig in Konflikt mit Lehrern, die vor allem die Beschneidung auch der Nicht-Juden fordern. Andere Gruppen verstehen das neue Leben als grenzenlose Freiheit. Gegen beide Postionen setzt Paulus sich in seinen Briefen zur Wehr. Letztlich kann er sich aber der Zustimmung der großen Mehrheit der Christen sicher sein.
Ralf Thomas Müller
Einleitung einer Serie in der Neuen Bildpost zum Paulusjahr 2008/2009