Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft in Wuppertal
Die Gründungsimpulse und die Zukunft der Bibelgesellschaften standen im Mittelpunkt der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) vom 16. bis 18. Juni in Wuppertal. Die Vollversammlung mit 60 Delegierten aus regionalen Bibelgesellschaften, evangelischen Kirchen und Werken fand aus Anlass der Gründung der damaligen Bergischen Bibelgesellschaft vor 200 Jahren im Rheinland statt.
„Wir können die Herausforderungen zuversichtlich angehen“, sagte DBG-Generalsekretär Dr. Christoph Rösel angesichts der Veränderungen in der Medienwelt und im Buchhandel. Überall spüre er etwas von der Wertschätzung, die der Bibelgesellschaft entgegengebracht werde, so der Theologe in einer Zwischenbilanz nach knapp hundert Tagen im neuen Amt. Die Umsätze 2013 bezeichnet er im klassischen Bereich der Bibelverkäufe trotz eines leichten Minus von 1,3 Prozent auf 5,77 Millionen Euro als „akzeptabel“. Im Jahr 2012 war als Sonderfaktor das 200. Jubiläum der Deutschen Bibelgesellschaft hinzugekommen.
Im Zentrum der strategischen Überlegungen für 2020 stellt die DBG den Kernsatz: „Die Deutsche Bibelgesellschaft ist das Bibel-Kompetenzzentrum“. Dazu gehört, gemeinsam mit Partnern Bibeln für Menschen in jeder Lebenslage zu übersetzen, zu entwickeln und zu verbreiten. In der verlegerischen Arbeit stehen das Erscheinen einer durchgesehenen Lutherbibel zum Reformationsjubiläum 2017 sowie die komplette Übersetzung der Bibel mit dem Alten Testament für die Basis-Bibel und die Neue Genfer Übersetzung im Zentrum. In der internationalen Arbeit hob Rösel den weiter wachsenden Bedarf an Bibeln hervor. Die Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft unterstützt die Übersetzung und Verbreitung unter anderem in China, der Ukraine, Zentralasien und dem Baltikum.
„Mehr von Luther“ versprach der DBG-Vorsitzende und ehemalige bayerische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich für die neue Ausgabe der klassischen deutschen Bibelübersetzung. Bei der Durchsicht gehe es darum, moderne bibelwissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. In Sprache und Theologie sei man nahe an der ursprünglichen Übersetzung des Reformators.
„Zugang zur Bibel zu haben, ist für die Menschen in unserem Land nicht das Problem, wohl aber zunehmend: wirklich Zugang zur Bibel zu finden“, betonte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, bei einem Landeskirchlichen Abend im Internationalen Evangelischen Tagungszentrum Wuppertal. Es gehe heute weniger darum, einem Bibelmangel abzuhelfen, als darum, Bibelkenntnis zu vermitteln.Als Beispiel nannte er, dass in Deutschland immerhin 39 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen nicht wüssten, warum Weihnachten gefeiert wird.
In verschiedenen Szenen wurde beim Jubiläumsabend „Mr. Pinkertons Reise“ von 1814 dargestellt. Pinkerton war Mitarbeiter der „Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft“ und gab damals in Amsterdam, Rotterdam, Elberfeld, Hannover, Berlin, Finsterwalde, Dresden und Breslau dem Impuls zur Gründung von Bibelgesellschaften. Ebenfalls auf Initiative der Briten entstanden vor 200 Jahren Gesellschaften in Hamburg und Lübeck. Die damals gegründete Bergische Bibelgesellschaft ist heute als Evangelisches Bibelwerk im Rheinland in der rheinischen Kirche tätig.