Luthers Sündenfall gegenüber den Juden

Ausstellung „Drum weg mit ihnen“ ab 5. September im BIMU

Im Bibelhaus Erlebnismuseum ist vom 5. September bis 30. November die Wechselausstellung „Drum weg mit ihnen! Luthers Sündenfall gegen die Juden“ zu sehen. Die Ausstellung im Change-Room des Museums zeigt Luthers ambivalente, intolerante, ja aggressive Haltung gegenüber dem Judentum seiner Zeit. Sie wurde im „Evangelischen Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau ImDialog“ erarbeitet.

„Der frühe Luther fand durchaus freundliche Worte für die Juden“, heißt es in der Ausstellung. Er habe ihnen zugutegehalten, dass der Messias aus ihrem Geschlecht sei. Er setzte sich dafür ein, sie im Sinne christlicher Nächstenliebe zu behandeln. Doch sei diese Haltung nicht selbstlos gewesen. Luther habe gehofft, dass sich die Jüdinnen und Juden für die christliche Botschaft öffneten und von ihrem „Unglauben“ und der „Halsstarrigkeit“ abließen.

In der Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1541 spricht der Reformator dagegen von „rechten Teufeln“ und empfiehlt unter anderem Synagogen zu verbrennen, Wohnhäuser zu zerstören, Rabbinern die Lehre zu verbieten sowie Jüdinnen und Juden Zwangsarbeit verrichten zu lassen. Außerdem tritt er für eine Gettoisierung ein, die ihnen „Geleit und Straße“ verbietet.

Eingebettet sind die Aussagen zu Martin Luther in der Ausstellung in die kirchenhistorische Vorgeschichte und die Aufnahme im Dritten Reich. Es zeigt sich, dass schon frühe kirchliche Synoden für die Diskriminierung und Unterdrückung von Jüdinnen und Juden eintraten. In der Nazi-Zeit bezogen sich Antisemiten wie der Nürnberger Gauleiter Julius Streicher direkt auf Luther.

Die letzte Tafel zeigt kirchenpolitische und künstlerische Reaktionen zum Abschluss der Reformationsdekade. So hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 1991 ihren Grundartikel ihrer Kirchenordnung erweitert und betont die bleibende Erwählung Israels und die Treue Gottes zu seinem Volk.