„Mittlere Bekenntnisdichte“

Trends im katholischen Buchmarkt

Pilger, Papst und Prominente: Der christliche Buchmarkt kennt viele Trends. Doch für alle Verlage gilt, dass man sich auf Leser mit weniger religiösen Kenntnissen einstellen muss. Die Buchmacher betonen im aktuellen Geschehen, das Christliche wieder vermehrt als Stärke begreifen zu wollen. Gefragt sind Autoren, die aus der eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung schöpfen. Bücher mit nur akademischen Flair haben es dagegen schwer.

„Viele erfolgreiche Bücher erläutern Religion für das Volk, aber mit durchaus gehobenen Anspruch“, weiß Konrad Höß, Geschäftsführer des Katholischen Medienverbandes. Auch wenn es manchmal um ein Christsein für Einsteiger gehe, seien die Bücher keinesfalls eine leichte Kost. Leser wollen wissen, was eigentlich katholisch ist. Traditionen der Mystik und der Klöster werden positiv aufgenommen.

Erfolg für Ratgeber und Sachbücher für Kinder

Daneben spielt die von Anselm Grün geprägte Ratgeber-Literatur weiter eine große Rolle. Nach den Erfahrungen von Höß fragen Buchkäufer besonders nach dem Nutzwert von Büchern für das eigene Leben. Mit dieser Literatur erreicht man zum Teil auch ein Publikum, das sonst vor allem Antworten bei Esoterikern sucht.

„Mit den Kenntnissen schwinden auch die Vorbehalte“, sagt Winfried Nonhoff, Leiter des Kösel-Verlages. Er spricht von Büchern mit „mittlerer Bekenntnisdichte“, die das Publikum wünscht. Sie sollen Religion erklären, dürfen aber nicht missionarisch erscheinen oder dem Leser nur Moral predigen. Ein weiterer Erfolgsfaktor für Nonhoff: „Über Bilder lässt sich die Schönheit der Religion zeigen“.

Erfolge verzeichnen die Buchverlage auch mit Sachbüchern für Kinder. Erklärt wird zum Beispiel das Kirchenjahr. Für einige ist das eine Chance, auch die Eltern damit zu erreichen. Denn auch sie können mit diesen Büchern Wissen auffrischen.

Die allgemeinen Medienprinzipien greifen aber auch im religiösen Markt. „Prominenz ist wichtig“, sagt Edgar Zimmermann, Marketing-Chef für Religion und Theologie beim Herder-Verlag. Wer aus der Klatschpresse bekannt sei, verkaufe meist auch sein Buch gut. Autoren wie Pilger Hape Kerkeling und Gloria von Thurn und Taxis im Gespräch mit Joachim Kardinal Meisner haben es vorgemacht. Für Zimmermann dagegen eine Konstante: „Der deutsche Papst bleibt Trend“. Allein eine halbe Million Exemplare seines Jesus-Buches gingen bisher über den Ladentisch.

Vatikan-Bibel zeigt Kunstschätze

Weit weniger Käufer wird die neue Vatikan-Bibel finden: Eine limitierte Auflage von 2500 Exemplaren wollen der Belzer-Verlag und der Verlag Katholisches Bibelwerk in bester Ausstattung für Liebhaber produzieren lassen. Dafür öffneten sich die Türen auch zu verborgenen Kunstschätzen des Vatikans. Die Bibel zeigt 250 Werke von Künstlern wie Michelangelo, Raffael und Botticelli. Raffaele Kardinal Farina, der Leiter des päpstlichen Geheimarchivs, und Professor Arnold Nesselrath von den Vatikanischen Museen schreiben Texte zur Bedeutung der Kunstwerke.

Bei der Frankfurter Buchmesse gaben die Macher einen Einblick in die Entstehung der Vatikan-Bibel. 2009 soll die Prachtausgabe auf dem Markt sein. Bis dahin gibt es einen Vorzugspreis von 980 Euro. Allerdings wird auch noch eine Ausgabe ohne Rindsledereinband, spezielle Vergoldungstechnik und anderes Kunsthandwerk auf den Markt kommen.

Ralf Thomas Müller

(24. Oktober 2008 / extranet)

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