Ausgaben der „Biblia Slavica“ für osteuropäische Bibelgesellschaften
Die Deutsche Bibelgesellschaft hat den Bibelgesellschaften in Litauen, Polen, Russland, der Slowakei und Tschechien kostenfrei wissenschaftliche Ausgaben klassischer Bibelübersetzungen in den Volkssprachen zur Verfügung gestellt. Bei den Bänden aus der Reihe „Biblia Slavica“ handelt es sich um aufwändig gestaltete Faksimile dieser alten und historisch bedeutsamen Ausgaben aus dem 14. bis 18. Jahrhundert.
In 35 schweren Paketsendungen gingen die teils mehrbändigen Publikationen jetzt an die Bibelhäuser in Vilnius, Warschau, Moskau, Bratislava und Prag. Die Bibelgesellschaften erhalten damit zwei oder drei Ausgaben von zum Teil zuvor nichtpublizierten oder nur als Manuskript vorliegenden frühen Bibelausgaben. Im Falle Litauens sind es sogar zehn Ausgaben. „Es ist schön, dass wir den Kolleginnen und Kollegen in Osteuropa zumindest einige wenige Exemplare ihres kulturellen Erbes überlassen können“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft, Dr. Christoph Rösel. Die Ankündigung habe bei den Bibelgesellschaften große Freude ausgelöst.
Die ältesten Bibelübersetzungen der Reihe sind die alttschechische „Dresdner Bibel“ und die ebenfalls alttschechische „Olmützer Bibel“ aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Alle Bibelübersetzungen gingen aus jahrelanger gelehrter Arbeit von Mönchen, Priestern und Predigern hervor, später von sprachwissenschaftlich gebildeten Humanisten. Ein Anstoß für reformatorische Bibelübersetzungen war häufig die Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche durch Martin Luther. Die Bibeltexte waren die Grundlage zur Ausbildung der jeweiligen Sprachen zu einer neuzeitlichen Literatursprache. Sie waren darüber hinaus ein wesentlicher Baustein zur Ausbildung des Nationalbewusstseins.
Die Reihe „Biblia Slavica“ hat der Verlag Ferdinand Schöningh seit den 1980er Jahren herausgegeben. Es handelte sich um ein Projekt, in dem die ältesten slawischen und baltischen Bibelübersetzungen mit wissenschaftlichen Einleitungen publiziert wurden. Dazu gehören evangelische und katholische Ausgaben. An der Herausgabe waren namhafte Theologen, Kunsthistoriker und Sprachwissenschaftler aus verschiedensten Ländern beteiligt. Nach der Übernahme durch den niederländischen Verlag Brill hat sich der Schöningh-Verlag entschlossen einen Teil des Bestandes zu günstigen Konditionen an die Deutsche Bibelgesellschaft abzugeben.