Ehrenpreis für Friederike Mayröcker

Friederike Mayröcker / Foto: Gerd NeuholdStiftung Bibel und Kultur zeichnet die österreichische Schriftstellerin in Graz aus

Die österreichische Autorin Friederike Mayröcker wird am Freitag, 14. März, (18.30 Uhr) im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz mit dem Ehrenpreis der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Die Ehrung erfolgt durch den Bischof der Diözese Graz-Seckau, Egon Kapellari, und die Vorsitzende der Stiftung, Bundesministerin a.D. Dr. Annette Schavan. Der Wiener Schriftsteller und Übersetzer Peter Waterhouse hält die Laudatio. Anschließend liest die geehrte Künst­lerin aus ihren Werken. Die 89-jährige Mayröcker gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Au­torinnen. Sie verfasste neben Lyrik und Prosa auch erfolgreiche Hörspiele.

„Über einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren Werkgeschichte zeigt Friederike Mayröcker das Gegenteil von Sprachverfall auf“, sagt Dr. Johannes Rauchenberger, Mitglied des Beirates der Stiftung Bibel und Kultur und Leiter des Kulturzentrums bei den Minoriten. Angefangen von den frühen Gedichten der 50er Jahr mit zahlreichen biblischen Bezügen bis hin zum Spätwerk in der jüngeren Gegenwart schreibe die Dichterin an der Grenze von Sprache und Schweigen gegen den Tod an. Der Umgang mit Wörtern, dem Wort, den Buchstaben bis hin zu den Interpunktionen und den Leerstellen in den Zeilen des Gedichts las­se immer wieder Anklänge an Bilder des Glaubens entstehen ohne affirmativ zu wirken. Ihr formulierter Glaube an „die Fittiche des Heiligen Geistes“ stehe einzigartig im zeitgenössischen Literaturschaffen dar.

Friederike Mayröcker wurde in Wien geboren und arbeitete von 1946 bis 1969 als Englischlehrerin an Wiener Hauptschulen. Ihre ersten literarischen Arbeiten entstanden aber bereits 1939. Später folgten kleinere Veröffentlichungen von Gedichten. Im Jahre 1954 lernte sie Ernst Jandl kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod eng verbunden blieb. Nach Gedichtveröffentlichungen in der Wiener Avantgarde-Zeit­schrift „Plan“ erschien 1956 ihr erstes Buch „Larifari: Ein konfuses Buch“. Seitdem folgten Lyrik und Prosa, Erzählungen und Hörspiele, Kinderbücher und Bühnentexte. Die Autorin wurde vielfach ausge­zeichnet, unter anderem mit dem „Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Künste“ (1996), dem Georg-Büchner-Preis (2001) und dem Hermann-Lenz-Preis (2009).

Im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz werden neben der Preisverleihung auch ein Vortrag und eine Ausstellung aus Anlass des bevorstehenden 90. Geburtstags von Friederike Mayröcker ausgerichtet. Peter Waterhouse wird am Donnerstag, 13. März, um 18.30 Uhr über „Heiterkeit. Leichtigkeit“ als ein äs­thetisches wie lebenspraktisches Prinzip nachdenken, allgemein und unter besonderer Berücksichtigung der Werke von Friederike Mayröcker. Eine Ausstellung zur wird am Samstag, 15. März, 11 Uhr eröffnet: „Wort und Wange. Die Mayröcker-Übersetzung von Johanes Zechner“.

Die Stiftung Bibel und Kultur wurde 1987 gegründet. Die Stiftung vergibt einen Stiftungspreis, einen För­derpreis, spricht Ehrungen aus und veranstaltet Schülerwettbewerbe in wechselnden Bundesländern. Nach Ansicht der Stiftung sind verlässliche Werte für ein Zusammen leben unverzichtbar. Die Bibel habe durch die Jahrhunderte hindurch die Fundamente gelegt für Demokratie, Menschenwürde und den Schutz der Schwachen. Für jede Generation lohne sich die Beschäftigung mit der Bibel neu, da sie Orien­tierung gibt und den großen Reichtum an Erfahrungen des Menschen mit Gott entfaltet. Die Bibel helfe außerdem, die Grundlagen der Kultur zu verstehen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.bibelundkultur.de.