Kirchenpräsident Jung und Ministerin Dorn im Gespräch im Frankfurter Bibelhaus
„Wir sind in einer großen Lerngeschichte“, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, mit Blick auf Geschlechtervielfalt und Genderfragen. Jung war zu Gast im Frankfurter Bibelhaus bei Gesprächsrunden zu Geschlechtervielfalt in Kirchen und Gesellschaft sowie zur Genderfrage in Kirchen und Gemeinden. Die Veranstaltungen gehören zum Begleitprogramm der Ausstellung „G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ und sind jetzt als Video im Internet zu sehen.
Jung sieht verschiedene Gründe, die Bibel mit Genderfragen in Verbindung zu bringen. Sie gingen über die historische Nachfrage hinaus. „Die biblische Botschaft zeigt uns: Alle Menschen sind Gottes Kinder“, so der Theologe. Problematisch sei aber, dass in der Geschichte aus der Verschiedenheit von Menschen oft Über- und Unterordnung abgeleitet wurde. So habe man gemeint, aus der biblischen Tradition die Überordnung des Mannes über der Frau ableiten zu können. Bei Gott kann man nach Ansicht von Jung nicht von Geschlechtern reden. Das Bilderverbot greife auch dort, „wo wir uns Gott als weißen alten Mann mit langem Bart vorstellen“. Solche Vorstellungen müssten kritisch befragt werden.
Beim Versuch Geschlechtervielfalt in Sprache abzubilden, sieht der Kirchenpräsident die Gesellschaft in einem Entwicklungsprozess. „Sprache hat sich immer entwickelt“, sagte der Kirchenpräsident. Es gehe darum, möglichst viele einzuschließen. Dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten. Von oben herab ließe sich das nicht regeln. Er riet zu mehr Gelassenheit. Gleichzeitig betonte er: „Es nutzt nicht, sprachlich etwas abzubilden, was nicht gelebt wird.“
Auch wenn die Kirche nicht Vorreiterin in der Genderfrage sei, könne sie natürlich vorbildhaft in der Gesellschaft wirken, erklärte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn im Gespräch mit Jung. Konflikte und Probleme sollten ebenso offen wie Chancen benannt werden.
Das Bibelhaus Erlebnis Museum zeigt bis zum 19. Dezember die Sonderausstellung „G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“. Zu sehen sind rund 80 Exponate, Interviews und multimediale Elemente. Es geht um archäologische Erkenntnisse aus dem Heiligen Land, Gottesebenbildlichkeit und die Einheit in der Vielfalt. Virtuell ist die Ausstellung auch unter www.gott-wmd.de erlebbar.
Zu den Videos:
Im Gespräch mit der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und Kirchenpräsident Dr. Volker Jung über die Geschlechtervielfalt in den Kirchen der Gesellschaft:
https://youtu.be/8TV0BJVNu6U
Im Gespräch mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung zur Genderfrage in Kirche und Gemeinde:
https://youtu.be/W5Cu4Nmbyuc